Nach einer fünfjährigen ethnographischen Untersuchung in der persistenten virtuellen Welt Second Life zeichnet Michel Nachez ein Bild der „virtuellen" Liebe anhand von digitalen Avataren. Das mit zahlreichen Zeugenaussagen und Lebensgeschichten gespickte Buch hinterfragt die Auswirkungen des Liebesaustauschs in einem entmaterialisierten Kontext und zeigt die Faszination der Nutzer dieser virtuellen Welt für die Avatare. Was bedeutet diese ganz besondere Liebe? Wie unterscheidet sie sich von der Liebe zwischen Menschen aus Fleisch und Blut? Kann man Liebe auf den ersten Blick empfinden?
In einem zweiten Teil untersucht er die besondere Welt des virtuellen BDSM. Anhand von Interviews mit regelmäßig Praktizierenden untersucht er die Themen Unterwerfung und Dominanz, Gehorsam, Sklaverei, Gewalt und lädt uns ein, über die unerwarteten Ähnlichkeiten zwischen BDSM und der höfischen Liebe nachzudenken.
Weit entfernt von den wohlmeinenden Diskursen über die Verderbtheit von Second Life, die oft von den Medien aufgegriffen werden, zeigt Michel Nachez, dass diese Praktiken integraler Bestandteil einer Suche nach Lust, aber auch nach Liebe und darüber hinaus eines tiefen Wunsches sind, sich selbst und seine Grenzen zu erforschen.
Michel Nachez ist Doktor der Ethnologie und Spezialist für nicht-alltägliche Bewusstseinszustände und virtuelle Gemeinschaften im Cyberspace. Er lehrte 20 Jahre lang am Institut d'Ethnologie der Universität Strasbourg. Seine ethnografische Feldforschung in Second Life wurde über einen Zeitraum von fünf Jahren durchgeführt. Außerdem arbeitete er drei Jahre lang in der virtuellen Welt der Universität Strasbourg, der Grille EVER, wo er an Projekten zur virtuellen Ethnomuseographie und zum Fernunterricht mit Avataren beteiligt war. Außerdem unterrichtete er in den Fächern der Bildungswissenschaften und an der École Supérieure d'Informatique pour l'Industrie et l'Entreprise.